Interview zur Entstehung des Videoblogs

Interview mit dem Initiator des Videoblogs: Peter Moritz

 

Frage: Warum hast du die verschiedenen Formate auf deinem Blog?

Der eigentliche Videoblog sind die Geschichten aus dem Alltag. Es ist mir ein Anliegen meine persönlichen Erlebnisse und Sichtweise im Bereich des Gesundheitswesens und der Lehre darzustellen und in einem breiteren Kontext zu sehen.

Für viele Menschen, auch in meiner direkten Umgebung, ist dieser „normale Wahnsinn“, wie ich ihn erlebe nicht sichtbar oder nachvollziehbar. Ich bin davon überzeugt, dass bis heute keine angemessenen Lösungsstrategien für die immer wieder im Gesundheitswesen benannten Problem gesucht werden. Dies ist über die Jahre so möglich, da den meisten Mitmenschen die Situationen entweder gar nicht bekannt oder aber überhaupt nicht nachvollziehbar sind.

An einem einfachen Beispiel möchte ich dies verdeutlichen. Ich denke den wenigsten Menschen ist bewusst das auch bei Ihnen innerhalb eines geringen Radios von weniger 5 km irgendwann in den letzten Monaten oder Jahren ein Mensch vollkommen vereinsamt oder unter eigenartigen Umständen verstorben ist, der erst nach einigen Tagen aufgefunden wurde.

Oder vielleicht wird aus auch Ihnen ein wenig mulmig, wenn Sie wüssten, dass von den gesetzlich beauftragten Berufsbetreuern weniger als 50 % in akuten medizinischen Entscheidungssituation erreichbar sind. So haben wir uns Sicherheit und Selbstbestimmung im Alter nicht vorgestellt.

Frage: Willst du also die Missstände im Gesundheitswesen anprangern?

Das ist aus meiner Sicht zu einfach gefragt. Die Missstände sind häufig aufgezeigt. Es wundert mich eher wie oft in den Medien darüber berichtet wird und wie viele Politiker hierzu etwas zu sagen haben. Dass, was ich mit dem ganz normalen Wahnsinn meine sind Situationen und Erlebnisse, die von den Meisten als ganz normal und gewöhnlich erlebt werden und die es wiederholt und häufig im Alltag gibt.

Über einige Jahre habe ich es so erlebt, dass meine Wahrnehmung eigenartig sei. Da ich in vielen Situationen, welche von anderen als selbstverständlich erlebt wurden, ganz andere Assoziationen hatte ging ich davon aus, dass möglicherweise meine Wahrnehmung oder Vorstellungen falsch sind.

Dann bemerkte ich jedoch, dass es eine Diskrepanz zwischen den von mir erlernten beruflichen und ethischen Grundlagen und den in derartigen Situationen erlebten Gegebenheiten gab. Ich bekam das Gefühl, dass ich an meiner Wahrnehmung meinem Erleben festhalten muss, damit es nicht verloren geht.

Erst in einer weiteren Veränderung bekam ich das Gefühl, diese Dinge tatsächlich aussprechen zu müssen um nicht zum Mittäter zu werden. Das war praktisch die Geburtsstunde für dieses Format eines persönlichen Video Blogs zu Alltagssituationen.

Frage: Du hast auch ein Videoformat Märchenstunde auf Deinem Blog, Was verbirgt sich dahinter?

Während den vielen Jahren des Unterrichtes von Altenpflegerinnen Physiotherapeuten, aber auch im direkten Gespräch mit Patientinnen und Patienten fällt mir auf, dass für die meisten Menschen medizinische Zusammenhänge kompliziert erscheinen. Man gibt zunehmend die Verantwortung für deren Verständnis an Ärzte oder anonymisiert an das Gesundheitssystem ab. Genau hier möchte ich ein dringend notwendiges Gegengewicht herstellen. Nur durch eine fachliche Qualifikation wird es möglich sein sowohl den Mitarbeitern in Gesundheitsberufen, als auch den sogenannten Patienten freie und selbständige Entscheidungen zu ermöglichen.

In maximal 10 Minuten möchte ich, ausgehend von dem prüfungsrelevanten Wissen für die Gesundheitsberufe, ein Thema aus der Sichtweise des Praxisalltags umfassend darstellen. Alleine das zuhören und wenn immer möglich aktive vorstellen des gehörten Inhaltes führt nach heutiger pädagogischer Überzeugung dazu, dass sich sowohl meine Studenten als auch andere interessierte das Wissen als Hintergrundinformationen für ihre Entscheidungen aneignen können.

Frage: wie hängt die Märchenstunde mit dem gesamten Videoblog zusammen?

Eigentlich gibt es zusätzlich noch die Wissens Blitze Medizin. Es sind also insgesamt 3 Formate auf meinem Blog nebeneinander. Kern meines Engagements ist der Video Blog ganz im Sinne eines persönlichen Erlebnisberichtes des. Es ist meine sehr private persönliche und ausdrücklich subjektive Sichtweise der Welt. Selbstverständlich habe ich eine Motivation mir diese zusätzliche Arbeit zu machen. Möglicherweise findet sich darin tatsächlich ein Aspekt der Alltagsbewältigung und, wenn du so willst Supervision.

Die von mir wahrgenommene Motivation ist jedoch der Wunsch auf eine für den Menschen optimierte Medizin, welche mich seit den Zeiten vor meinem Studium begleitet. Ich möchte meinem Beitrag leisten gegen die langsame Gewöhnung im Gesundheitswesen. Die Gewöhnung an nicht als tolerabel und aushaltbar erlebte Zustände. Hierzu gilt es zum einen die kollektive Lähmung zu überwinden. Das ist der Hintergrund des Video Blogs mit welchem ich durch das Ansprechen von Gegebenheiten das kollektive Schweigen durchbrechen möchte.

Und dann geht es um eine fachliche Qualifizierung mit dem Schwerpunkt auf den Mitarbeitern im Gesundheitswesen. Hierdurch möchte ich das Selbstbewusstsein dieser wertvollen Menschen, die ihre Arbeit lieben unterstützen und ihnen dabei helfen die ihnen eigentlich zustehende Position mit Selbstbewusstsein und fachlicher Kompetenz wahrzunehmen.

Vielen Dank für das Interview